Legacy-Modernisierung II: Best Practices für nachhaltige IT

Best Practises Legacy Modernisierung

Geschrieben von Udo

Datum: 12. November 2025
Kategorie(n):
Allgemein

Best Practices für eine erfolgreiche Modernisierung von Legacy-Systemen

Im vorherigen Artikel haben wir beleuchtet, warum die Modernisierung von Legacy-Systemen unvermeidbar geworden ist, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist und weshalb viele Unternehmen zu spät reagieren. In diesem zweiten Teil geht es nun um die Praxis: Wie gelingt der Wandel wirklich?
Denn Modernisierung ist kein einmaliges IT-Projekt, sondern ein langfristiger, strategischer Transformationsprozess. Erfolgreiche Unternehmen folgen dabei einer Reihe von Best Practices, die technische, organisatorische und kulturelle Dimensionen berücksichtigen.

  • 1. Ausgangslage analysieren

    • Technisches Assessment: Welche Technologien, Schnittstellen und Abhängigkeiten gibt es?
    • Business-Relevanz: Welche Funktionen sind kritisch, welche optional?

Tipp: Zuerst verstehen, was wirklich gebraucht wird.

  • 2. Fachbereich eng einbinden

    • Workshops: Welche Funktionen sind für Anwender unverzichtbar?
    • Abstimmung: Welche Features können temporär wegfallen oder später nachgezogen werden?

    Tipp: Darüber nachdenken: was soll die Applikation in 3-5 Jahren können?

  • 3. Zielarchitektur und Roadmap definieren

    • Zielbild: Welche technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen gibt es? Soll die App modularisiert, in Microservices zerlegt oder durch SaaS ersetzt werden?
    • Etappen: Festlegen, welche Module zuerst modernisiert werden
    • Entspannen: Technische Schulden transparent machen und schrittweise tilgen.

    Tipp: Ein klarer Fahrplan verhindert, dass man sich in Detailmodernisierungen verliert. Monolith nicht sofort komplett ersetzen, sondern gezielt modularisieren.

  • 4. Iteratives Vorgehen wählen

    • Iterativer Ansatz, z.B. Strangler Fig Pattern: Neue Module schrittweise neben die alte App stellen; API-Gateways als Brücke zwischen Alt- und Neusystem.
    • Pilot-Release: Erst ein Teilbereich (z. B. Rechnungsstellung) modernisieren, testen, dann ausrollen.
  • Tipp: Lieber kleine Erfolge liefern als auf den Big Bang warten. Zuerst Services mit hohem Business Impact herauslösen (z. B. Kunden-Login, Zahlungsabwicklung).

  • 5. Modularisierung und Microservices pragmatisch einsetzen

    • Modularisierung: Fachlich zusammenhängende Funktionen in Module schneiden (z. B. User, Orders, Billing)
    • Microservices: Dort einsetzen, wo Skalierung oder Geschwindigkeit entscheidend ist

    Tipp: Nicht jede Funktion braucht sofort einen Microservice.

  • 6. DevOps und Automatisierung einführen

    • CI/CD-Pipeline: Für die Applikation automatisierte Builds, Tests und Deployments einrichten
    • Monitoring: Fehler und Performanceprobleme in Echtzeit sichtbar machen, Analysemechanismen einbauen (z.B. User Analytics)

    Tipp: Jede Modernisierung ohne Tests und Monitoring ist ein Blindflug.

  • 7. Datenmigration sorgfältig planen

    • Bestandserfassung: Welche Daten sind relevant und welche können archiviert werden?
    • Strategie: API-gestützte Migration oder paralleler Betrieb mit Synchronisation

    Tipp: Daten sind meist der größte /ul>Stolperstein – hier besonders gründlich sein.

  • 8. Team und Kultur mitnehmen

  • Upskilling: Skill-Gap-Analyse durchführen, EntwicklerInnen und ArchitektInnen in modernen Technologien (z. B. Kubernetes, Cloud) schulen
  • Ownership:
    • Das Team, das die App betreibt, modernisiert sie auch – zumindest den Code (Intellectual Property). Infrastruktur und Betrieb ist Commodity und kann von Partnern übernommen werden.
    • Interdisziplinäre Teams für Services bilden („You build it, you run it“).

    Tipp: Modernisierung funktioniert nur, wenn die Menschen mitziehen.

  • 9. Sicherheit und Compliance von Anfang an

    • Security-by-Design: Zugriffskontrolle, Verschlüsselung und Auditing früh integrieren
    • Compliance: Anforderungen wie DSGVO, länder- oder branchenspezifische Regeln berücksichtigen

    Tipp: Sicherheit ist kein Add-on, sondern Fundament.

  • 10. Kontinuierliche Weiterentwicklung von Anfang an mitdenken

    • Feedback-Loops: Nutzerfeedback regelmäßig auswerten und Verbesserungen einplanen
    • KVP: Auch nach der Modernisierung weiter refaktorieren und anpassen

    Tipp: Modernisierung endet nicht mit dem Go-Live.

  • Stolpersteine und Lösungsansätze

    Die Modernisierung einer Anwendung bringt viele Vorteile, doch sie ist selten frei von Fallstricken. Wer die typischen Stolpersteine kennt und gezielt adressiert, spart Zeit, Kosten und Nerven.

    Möglicher Stolperstein
    Lösung
    Fehleranfällige Schnittstellen
    Sauberes API Design (OpenAPI, REST, gRPC), Versionierung und API-Gateway mit Monitoring)
    Verteilte Datenhaltung
    Event-Driven Architecture, klare Daten-Domain-Ownership
    Teamorganisation (Conway’s Law)
    Cross-funktionale, fachlich orientierte Teams entlang der Business-Domains bilden
    Technische Schulden werden verschoben
    Überprüfen der Strategie (z.B. Refactoring oder Reachitecuring), Clean-Code-Prinzipien, automatisierte Tests und Code-Reviews
    Überambitionierte Microservices-Strategie
    Schrittweise Modularisierung, Microservices nur dort, wo sie echten Mehrwert bringen
    Komplexe Datenmigration
    API-basierte Migration/ETL, Probeläufe mit Teilmodulen, Rollback-Pläne
    Fachbereich verliert Anschluss
    Workshops, kontinuierliche Kommunikation, sichtbare Quick Wins
    Sicherheit erst zum Schluss bedacht
    Security-by-Design3, Zero-Trust-Ansatz4, Compliance-Check in jeder Projektphase
    Unterschätzter Betriebsaufwand
    DevOps-Ansatz, CI/CD, Infrastruktur-as-Code, Observability und klare Betriebsprozesse
    Kultureller Widerstand im Team
    Upskilling, Wertschätzung vorhandenen Wissens

    Fazit

    Die Modernisierung von Legacy-Systemen ist kein Sprint, sondern ein strategischer Marathon. Modularisierung und Microservices spielen dabei eine Schlüsselrolle: Sie ermöglichen schrittweise Entkopplung, unabhängige Deployments und die Basis für Cloud-native Architekturen.

    Wer den Wandel methodisch angeht – von der Modularisierung über erste Services bis hin zur Microservices-Landschaft – kann Risiken minimieren und echte Wettbewerbsvorteile schaffen. Denn moderne IT ist nicht nur schneller – sie ist auch sicherer, skalierbarer und zukunftsfähiger.

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